Die Magnetresonanztomographie (MRT) stellt zur Diagnose von Hirntumoren sowie zur Verlaufskontrolle der Therapie und Nachsorge die wichtigste bildgebende Untersuchung dar. Kinder und Jugendliche, die an einem Hirntumor erkrankt sind, müssen diese Untersuchung über Jahre hinweg in regelmäßigen Abständen absolvieren. Da die Durchführung des MRTs gerade für jüngere Kinder sehr belastend und schwierig ist, wird es im Kindesalter meist bis zum siebenten Lebensjahr in Narkose durchgeführt. Die Herausforderungen bei der Durchführung des MRTs ohne Narkose sind für Kinder vor allem die lange Dauer der Untersuchung (60-90 Minuten), aber auch die Notwendigkeit, in sehr lauter Umgebung ganz ruhig liegen zu bleiben.
Um den jungen PatientInnen die MRT-Untersuchung zu erleichtern, die Ängstlichkeit zu reduzieren und die regelmäßige Untersuchung schon in früherem Alter ohne Narkose durchführen zu können, wurde an der Universtitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien von Schwarzinger und Leiss ein psychoedukatives Training für 4- bis 7-jährige Kinder entwickelt, in dem unterschiedliche psychologische Interventionsformen kombiniert angewendet werden.
Da medizinische Untersuchungen von Kindern häufig auch für deren Eltern eine sehr große Belastung darstellen, wird als erster Schritt eine Elternberatung durchgeführt. Anschließend finden zwei Einheiten statt, an denen Kinder und Eltern gemeinsam teilnehmen. Anhand einer Geschichte werden der Ablauf und die wichtigsten Regeln der MRT-Untersuchung kindgerecht erklärt. Vor- und Nachteile der MRT-Untersuchung ohne Narkose werden herausgearbeitet, um die Motivation und die Compliance des Kindes zu fördern. In einem Rollenspiel mit einem MRT-Holzmodell wird die Untersuchung nachgespielt, um das neu erworbene Wissen zu verarbeiten und zu festigen. In der nächsten Einheit werden mittels kindgerechter Entspannungsübungen Ängste vor der Untersuchung reduziert. Zusätzlich werden gemeinsam die MRT-Räumlichkeiten besichtigt. Wesentlich dabei ist, dass das Kind die Gelegenheit hat, sich in seinem ganz individuellen Tempo dem MRT zu nähern und die Geräusche zu hören. Im Rahmen dieser Simulation ist es möglich, zu beurteilen, ob das Kind schon in der Lage ist, die MRT-Untersuchung ohne Narkose zu bewältigen, oder ob es noch zu ängstlich oder zu unruhig ist.
Der Erfolg dieses psychoedukativen Trainings zeigte sich in einer ersten Evaluationsstudie darin, dass bei mehr als zwei Drittel aller teilnehmenden Kinder die folgende MRT-Untersuchung ohne Narkose durchgeführt werden konnte.
Als Anerkennung des Projekts wurde Agathe Schwarzinger bei der 4. Fachtagung des Klinisch-Psychologischen Fachgremiums des AKH und der MedUni Wien der Elisabeth Knoll-Biedl Preis für den "Psychological Clinician of the Year 2011/2012" verliehen.
Mag.a Agathe Schwarzinger
Psychologin der Arbeitsgruppe Neuroonkologie